von Stefanie Fünfrocken
Das Regenwasser läuft in kleinen Rinnsalen die Straße hinab,
hinterlässt hier und dort kleine Pfützen, die an Spiegel
erinnern. Schnell finden die ersten Spatzen ihren Weg zu den
Pfützen und nehmen schwatzend ein erfrischendes Bad.
Die Rosenblüten dort drüben sind ganz schwer vom Regenwasser
und lassen traurig ihre Köpfe hängen. Dicke Regentropfen
bedecken ihre Blütenblätter. Eine einsame Biene sitzt auf einer
der Blüten. Sie wurde vom Regen überrascht, bevor sie Zuflucht
an einem trockenen Ort finden konnte. Nun ist sie wie gelähmt
und kann sich nicht zum Flug erheben, weil ihre Flügel nass
geworden sind.
Geduldig ertragen sie nun gemeinsam ihr Los, die Rose und die
Biene, ganz im Bewusstsein und Vertrauen, dass die Sonne wieder
scheinen wird. Und bald schon werden sie erlöst, die ersten
Sonnenstrahlen dringen bereits durch die Wolkendecke. Ihre
Strahlen erreichen die Erde und lassen die Regentropfen auf der
Rose diamantengleich glitzern. Die Biene entfaltet vorsichtig
ihre Flügel damit die Sonne sie trocknen kann.
Die wärmende Kraft der Sonne lässt die Regentropfen verdampfen
und befreit so die Rosenblüte von ihrer Last. Langsam richtet
sie sich wieder auf und wendet ihr Gesicht der Sonne zu. Die
Biene schlägt nun versuchsweise mit ihren Flügeln - und
tatsächlich kann sie ihren Flug mit einem zufriedenen Summen
wieder fortsetzen.
Zum frischen Duft des grünen Grases mischt sich der Duft nach
feuchter, schwerer Erde. Die Saat, die in der Erde liegt, wird
nun aufgehen und etwas Neues entstehen lassen. Aus dem
aufsteigenden Wasserdampf bilden sich erneut Wolken, die bald
schon den nächsten Regenschauer bringen werden, um so den
ewigen Kreislauf in Gang zu halten.
Sunshine after rain, rain after sunshine!
© Stefanie Fünfrocken